Schwankender Blutdruck – meist normal, aber manchmal gefährlich
Der Blutdruck schwankt im Tagesverlauf: In den frühen Morgen- und Abendstunden ist er am höchsten. Unregelmäßige Schwankungen steigern jedoch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Mensch besitzt eine innere Uhr, die auch den Blutdruck beeinflusst. Bei gesunden Menschen schwankt der Blutdruck daher in einem natürlichen Rhythmus1:
- Früher Morgen: Der Blutdruck erreicht den höchsten Wert, meist in den ersten zwei Stunden nach dem Aufwachen.
- Mittag bis früher Nachmittag: Die Werte fallen leicht ab.
- Früher Abend: Der Blutdruck steigt wieder an und erreicht einen zweiten Gipfel.
- Nacht: Der Blutdruck fällt auf den niedrigsten Wert, der oft etwa 10 bis 15 % unter dem Tageswert liegt.
Stärkere Schwankungen bei Bluthochdruck
Dieses Muster tritt auch bei Menschen auf, die unter primärem Bluthochdruck leiden. Allerdings sind die Ausschläge bei ihnen oft deutlich stärker. Und auch wenn di Schwankungen selbst kein Grund zur Sorge sind, bleiben sie nicht ohne Folgen: Herzinfarkte und Schlaganfälle ereignen sich häufig am frühen Morgen, wenn der Blutdruck am höchsten ist.
Was bedeutet das für die Einnahme von Blutdrucksenkern – eher morgens oder besser abends? Eine große britische Studie hat gezeigt, dass die Tageszeit in der Regel keine Rolle spielt. Eine Ausnahme bilden Menschen, bei denen der nächtliche Blutdruckabfall ausbleibt („Non-Dipper“) oder sich umkehrt („Reverse-Dipper“): Hier könnte es von Vorteil sein, die Medikamente abends einzunehmen2.
Sport wirkt langfristig positiv
Auch körperliche Aktivität hat einen unmittelbaren Einfluss auf den Blutdruck. Wer sich sportlich betätigt und dabei ins Schwitzen gerät, wird seinen Blutdruck unweigerlich in die Höhe treiben. Nach Ende der Übung fällt der Blutdruck jedoch rasch wieder ab, meist innerhalb von fünf bis zehn Minuten. Bei Untrainierten kann dies etwas länger dauern. Nach dem Sport sind die Werte oft niedriger als vorher – mäßige Belastung wirkt sich also positiv auf den Kreislauf aus3.
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Manchmal fällt der Blutdruck nach dem Sport jedoch so stark ab, dass dem Betroffenen schwindelig oder sogar schwarz vor Augen wird. Die Ursache ist eine Dehydration, also ein Austrocknen des Körpers. Wird der Flüssigkeitsmangel durch ausreichendes Trinken ausgeglichen, kommt der Kreislauf rasch wieder in Schwung.
Emotionen beeinflussen den Blutdruck
Auch die Psyche kann für Blutdruckschwankungen verantwortlich sein. Starke emotionale Erregung oder plötzlicher Stress belasten den Kreislauf und lassen die Blutdruckwerte in die Höhe schnellen4.
Dies ist eine natürliche Reaktion, die in der Regel nur von kurzer Dauer ist. Solange die Blutdruckwerte nicht übermäßig schwanken, besteht kein Grund zur Sorge. Im Zweifelsfall sollte jedoch der Arzt um Rat gefragt werden.
Blutdrucksteigernde Genussmittel
Kurzfristig können auch Genussmittel den Blutdruck in die Höhe treiben – Kaffee, Tee und Alkohol stehen hier an erster Stelle5. Bei Nichtrauchern hat Tabak einen ähnlichen Effekt, der jedoch bei regelmäßigem Rauchen wieder verschwindet. Viele Menschen reagieren auch auf eine salzreiche Mahlzeit mit erhöhten Blutdruckwerten.
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Gefährliche Auswirkungen von sekundärem Bluthochdruck
Gefährlich wird es jedoch, wenn der normale Rhythmus der Blutdruckschwankungen unterbrochen wird. Dies passiert manchmal bei einem sekundären Bluthochdruck, der auf organischen Fehlfunktionen beruht. Die Blutdruckwerte fallen dann in der Nacht kaum noch ab, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist deutlich erhöht.
Mehrere medizinische Studien haben sich mit diesem Problem befasst, darunter auch die US-amerikanische ALLHAT-Studie6: Schwankte der systolische, obere Blutdruckwert zwischen den Arztbesuchen um durchschnittlich mehr als 14 mm Hg, war dies ein eindeutiges Warnzeichen. Vor allem bei gefährdeten Patienten, die älter als 55 Jahre waren und mindestens einen zusätzlichen Risikofaktor für Herzerkrankungen aufwiesen, traten schwere Vorfälle wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz deutlich häufiger auf. Das Risiko war um etwa 25 % bis 50 % erhöht.
Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte die nachträgliche Auswertung der internationalen STABILITY-Studie7. Die Forscher vermuten in dieser Arbeit, dass die Blutdruckschwankungen ein Zeichen für Veränderungen der Blutgefäße sind – und damit ein ernstes Warnsignal. Und die japanische JAMP-Studie fand ein erhöhtes Risiko für chronische Herzschwäche, wenn der nächtliche Blutdruck zu stark ansteigt8.
Regelmäßig den Blutdruck messen
Die regelmäßige Kontrolle des eigenen Blutdrucks kann dazu beitragen, diesen Problemen vorzubeugen. Wer Anzeichen für ungewöhnliche Blutdruckschwankungen findet, sollte auf jeden Fall seinen Arzt um Rat fragen. Eine gut eingestellte Therapie kann langfristig dazu beitragen, die schlimmsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.
Quellen und weiterführende Literatur
- 1 W. Mäurer, Gibt es einen Zusammenhang zwischen Tageszeit und Blutdruck?, Herzstiftungs-Sprechstunde, abgerufen im Mai 2024 (Link)
- 2 Deutsches Ärzteblatt, Hypertonie: Einnahme der Tabletten am Abend bleibt in Studie ohne Vorteile, Oktober 2022 (Link)
alle Quellen anzeigen
- 3 C. Lang, Sag mir deinen Blutdruck, ich sag dir, welcher Sport ihn senkt, Pharmazeutische Zeitung, März 2021 (Link)
- 4 K. H. Ladwig, Psyche und Stress: So schützen Sie Ihr Herz!, Deutsche Herzstiftung e.V., März 2024 (Link)
- 5 H. Schunkert, Blutdruckschwankungen: Was ist die Ursache?, Deutsche Herzstiftung e.V., März 2024 (Link)
- 6 Schwankender Blutdruck ist riskant, Ärzte Zeitung, August 2015 (Link)
- 7 P. Overbeck, Auch bei KHK: Schwankender Blutdruck signalisiert erhöhtes Herzrisiko, Springer Medizin, Juni 2017 (Link)
- 8 Hoher Blutdruck in der Nacht erhöht auch Risiko auf Herzinsuffizienz, Deutsches Ärzteblatt, November 2020 (Link)